Mittwoch, 17. Juni 2009

PRÄVENTION MAL ANDERS...;-)

JOHANNES GERNERT - Das öffentliche Elend des Gitarren-Junkies Doherty erreicht ständig neue Dimensionen. Kurt Cobain hatte es einfacher. Und Eminem zeigt einen Ausweg.
Foto: WENN.com

Es gibt Drogenpräventions-Kampagnen. Und es gibt Pete Doherty, den Sänger der Babyshambles. Es existieren dazu leider noch keine international vergleichenden Studien. Aber wenn es welche gäbe, würden sie sicher belegen: Doherty wirkt abschreckender.

Vor 15 Jahren hat sich Kurt Cobain, der Sänger von Nirvana, in den Kopf geschossen. Der Schuss hat ihn für die popkulturelle Ewigkeit konserviert. Cobain war heroinabhängig. Die Leute fanden ihn trotzdem lässig. Sie liebten es, von ihm gehasst zu werden. Er hatte die richtige Mischung gefunden, irgendwo zwischen Rolling Stones und Bahnhofstoilette. Kaputt, aber mit einem Rest Scheißdrauf-Würde.

Cobain war ein Fixer ohne Spritze

Es war eine Zeit ohne Handykameras, frei von Youtube-Clips. Es gab nur MTV und ein paar Jugendmagazine. Vielleicht hat ihm das imagemäßig den Arsch gerettet. Kurt Cobain war ein Fixer ohne Spritze. Die opiumverarbeitende Industrie in Afghanistan hätte ihn bestimmt gerne gesponsert. Seine Sucht hatte so etwas cleanes.

Für Pete Doherty käme als Sponsor eher die Weltgesundheitsorganisation in Frage oder der Internationale Verband der Drogenbeauftragten. Man braucht die ganzen Bilder von ihm gar nicht erst auf Plakatwände drucken und einen Spruch darüber schreiben: "Willst du so enden?“ Man denkt das automatisch, wenn man ihn sieht.

Ohne Moss ist Heroin nicht mehr schick

Cobain war wütend. Doherty ist traurig. Und es scheint auch schon ewig her, dass Kate Moss, sein Ex-Model, ihm noch ein bisschen Anmut geschenkt hat. Ihren Look nannte man "heroin chic“. Aber mit der Trennung von Moss und Doherty haben sich auch die beiden Worte voneinander entfernt. Bei ihm wirkt Heroin so schick wie Hämorrhoiden.

Er ist einfach zu oft aufgenommen worden. All diese verwackelten Kurzclips. Ein Hostel in Thailand, eine Spritze im Arm. Die Bilder kleben an ihm wie sein kalter Schweiß. Die Nachricht aus der vergangenen Woche kam völlig ohne Foto aus: Das Flugzeugpersonal musste den Junkie Doherty aus der Toilette entfernen. Die Bilder konnte sich jeder vorstellen. Man hatte ja noch all die alten im Kopf.

Es funktioniert nicht, nicht mit diesen Bildern

Die Band Indelicates hat ein Lied geschrieben, das "Waiting for Pete Doherty to die“ heißt, auf seinen Tod warten: "Gebt mir Drogen und gebt mir Sex, Blutkrankheiten und gebrochene Beine!“ Der Song ist melancholisch-ironisch gemeint. "Wir wissen so viel“, singen die Indelicates. Das Melancholische machen die Doherty-Bilder.

Gerade ist ein anderer öffentlicher Drogenkranker zurückgekehrt. Der Rapper Eminem hat ein Album vorgestellt: "Relapse“. Es handelt von Alkohol, Pillen und Entziehungen. Vor einigen Jahren hat Eminem in einem Interview erzählt, dass er sich Heroin in den Schwanz spritzen musste, weil es keine anderen Stellen mehr gab, wo er die Nadel reinbekam. Es klang nicht medizinisch, eher cool.

Jetzt hat er in Interviews erzählt, dass er darauf achtet, seine Tage sinnvoll zu nutzen, dass er auch Sport macht. Nicht mehr dieser Drogenshit. Das klang fast noch cooler. So weit ist es schon. Ein richtiger Entzug, einer der einmal klappt, scheint für Pete Doherty fast der einzige Ausweg.

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